Russland

Seit 1993 hat sich eine besondere Zusammenarbeit mit dem Montessori-Zen-trum der Universität Belgorod (Russische Föderation) entwickelt. Belgorod ist eine aufstrebende Stadt von ca. 400.000 Einwohnern etwa 700 km südlich von Moskau. Das Montessori-Zentrum der Universität Belgorod erhielt vom Bildungsministerium in Moskau eine Leitfunktion für die Aufgabe der Entwicklung und Umsetzung der Montessori-Pädagogik im russischen Bildungswesen. Diese Kooperation war bis 1999 mit einem Lehrerfortbildungsprojekt des Landes Nordrhein-Westfalen unter Leitung von Regierungsdirektor Dr. Hubert Göbbels verknüpft, in das auf Wunsch der russischen Seite auch die Montessori-Zentren der Universitäten Belgorod und Münster einbezogen wurden. Es fanden halbjährlich Fachgespräche und Tagungen in Münster und Belgorod statt.

 

Im Jahr 1995 wurde an der Universität Belgorod unter Beteiligung der deutschen Kooperationspartner ein erster internationaler Kongress zur Montessori-Pädagogik vorbereitet und durchgeführt.[1] Im Studienjahr 1996/97 studierte ein Mitarbeiter des Montessori-Zentrums der Universität Belgorod, Andrej F. Dorofeev, als DAAD-Stipendiat am Montessori-Zentrum der Universität Mün-ster. Im Sommersemester 1999 verbrachte Frau Prof. Dr. Tarassenko, Leiterin des Montessori-Zentrums an der Universität Belgorod, einen zweimonatigen Studienaufenthalt am Montessori-Zentrum in Münster.

 

Im Oktober 1999 wurde ein zweiter internationaler Montessori-Kongress in Belgorod organisiert, der wieder von den Kooperationspartnern der beiden Universitäten und der Projektgruppe des Landes NRW gemeinsam vorbereitet und durchgeführt wurde.

Im April 2000 wurde diese Zusammenarbeit mit dem Montessori-Zentrum der Universität Belgorod durch den Abschluss eines offiziellen Kooperationsvertrages bekräftigt, der im Jahr 2005 um fünf Jahre verlängert wurde. Unterstützt wurde diese Kooperation von Frau Prof. Dr. Kostikowa, zuständiger Referentin im Bildungsministerium in Moskau, und dem Rektorat der Universität Belgorod.

 

Im Herbst 2001 fanden an der Universität Belgorod ein einwöchiges wissenschaftliches Seminar zur Montessori-Pädagogik und eine Evaluation der bisherigen Umsetzung in die Praxis von Kinderhäusern und Schulen in Belgorod statt. An diesem Seminar wirkten Prof. Dr. Ludwig und Dr. Christian Fischer als Vertreter des Münsteraner Montessori-Zentrums durch Vorträge und Diskus-sionsbeiträge sowie Visitationen der in Belgorod schon in erstaunlichem Um-fang und hoher Qualität entwickelten Montessori-Praxis mit. Im Jahr 2001/2002 hielt sich Andrej Dorofeev nach Absolvierung seines Lehrerexamens für For-schungen zu seinem Dissertationsvorhaben zum Thema „Die pädagogischen Ideen Maria Montessoris und ihre Realisierung in Bildungseinrichtungen Nord-rhein-Westfalens“ als DAAD-Jahresstipendiat wieder am Münsteraner Zentrum auf. Das Promotionsverfahren wurde 2003 erfolgreich abgeschlossen. Dr. Doro-feev arbeitet heute als Assistenzprofessor an der Belgorod State Agricultural Academy.

Im Herbst 2002 gab es ein einwöchiges wissenschaftliches Förder-Seminar mit drei Vertreterinnen des Montessori-Zentrums der Universität Belgorod an der Universität Münster. Vom 19. bis 25. April 2004 wurde am Montessori-Zentrum der Staatlichen Universität Belgorod ein wissenschaftlich-praktisches Kompaktseminar zum Thema „Montessori-Pädagogik und ihre Umsetzung im russischen Bildungswesen“ durchgeführt. An dem Seminar nahmen vom Montessori-Zentrum der Universität Münster teil: Prof. Dr. Harald Ludwig, Leiter des Zentrums, Dr. Reinhard Fischer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, sowie Frau Esther Grindel, Wissenschaftliche Mitarbeiterin (WH) und Doktorandin. Die deutschen Wissenschaftler hielten Vorträge zur ethischen und religiösen Dimension der „Kosmischen Erziehung“ (Prof. Ludwig), zur kritischen Diskussion der Pädagogik Montessoris in Deutschland (Prof. Ludwig), zu Problemen der didaktischen Materialien Montessoris (Dr. Fischer) sowie zu Möglichkeiten der Förderung hochbegabter Kinder im Rahmen der Montessori-Freiarbeit (Esther Grindel). Die Beiträge der russischen Wissen-schaftler behandelten Probleme aus dem Umkreis des Konzeptes der „Kosmischen Erziehung“ Montessoris und ihrer Umsetzung in die schulische Praxis. Präsentiert und zusammen mit den jeweiligen Praktikern kritisch analysiert wurde die beeindruckende Projektarbeit im Rahmen dieses Konzeptes an ver-schiedenen russischen Montessori-Schulen in Belgorod.

 

Im August 2004 fanden im Zusammenhang mit einem weiteren Aufenthalt von Prof. Ludwig in Belgorod Vorgespräche statt zur Konzeption eines internationalen wissenschaftlichen Montessori-Kongresses im Sommer 2006 an der Staatlichen Universität Belgorod. Es war vorgesehen, die Vorbereitungsgespräche für diesen Kongress 2005 an der Universität Münster und bei einer Tagung der Organisation „Montessori Europe“ in Göteburg (Schweden) fortzusetzen. Weitere Arbeiten bezogen sich auf die russische Übersetzung des Werkes „Kosmische Erziehung“ von Maria Montessori.

Lockere Kontakte bestanden auch zu anderen russischen Universitäten. Im Jahr 2004 besuchten Delegationen der Universität Kostroma und der Dubna International University das Montessori-Zentrum der Universität Münster. Die Universität Kostroma zeigte Interesse an einer russischen Übersetzung der von Prof. Ludwig für die FernUniversität in Hagen verfassten Studienbriefe zur Montessori-Pädagogik.[2]

 

Im Mai 2005 verbrachte Frau Prof. Dr. Nadeshda Tarassenko einen zehn-tägigen Studienaufenthalt am Montessori-Zentrum der Universität Münster und arbeitete im Oktober 2005 wie auch Dr. Andrej Dorofeev am Studientag des Montessori-Zentrums in Münster mit. Zugleich dienten diese Aufenthalte der gemeinsamen Vorbereitung des dritten internationalen Montessori-Kongresses an der Universität Belgorod, der dort für 2006 vorgesehen war.

Dieser Montessori-Kongress wurde von Frau Prof. Dr. Nadeshda Tarrassenko und ihrem Team in Zusammenarbeit mit dem Münsteraner Montes-sori-Zentrum unter der Schirmherrschaft der Organisation Montessori Europe im Jahr 2006 durchgeführt. Er befasste sich schwerpunktmäßig mit dem Thema „Maria Montessoris Idee einer ‚Kosmische Erziehung’ und der Bildungsprozess im 21. Jahrhundert.“ Prof. Ludwig und Frau Prof. Holtstiege steuerten Beiträge zu dem Kongress bei. Ein Bericht hierzu findet sich in der Zeitschrift Montessori.[3] Wie bei den Kongressen von 1995 und 1999 wurden die Vorträge und Tagungsergebnisse wieder in einem Dokumentationsband in russischer Sprache veröffentlicht.[4]

Zur Zusammenarbeit des Montessori-Zentrums der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (BRD) und der Staatlichen Universität Belgorod (Russland)

Zur Zusammenarbeit des Montessori-Zentru
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Literatur

[1] Siehe Ludwig, Harald (1995): Svobodnaja Rabota v Pedagogike Marii Montessori (russisch; = Freie Arbeit in der Pädagogik Maria Montessoris), in: Pedagogika Marii Montessori - Teorija i Praktika, hrsg. vom Bildungsministerium der Russischen Föderation und der Uni-versität Belgorod, Belgorod 1995

[2] Siehe Ludwig, Harald (2003a): Montessori-Pädagogik, Kurseinheit I: Grundlagen, Kurseinheit II: Schule und Unterricht, Studienbriefe der FernUniversität Hagen, Hagen

[3] Siehe Ludwig/ Völkel/ Wöbcke-Helmle/ Helmle 2006.

[4] Siehe: 1. „Die Pädagogik Maria Montessoris – Theorie und Praxis“ (russisch), hrsg. vom Bildungsministerium der Russischen Föderation und der Staatlichen Pädagogischen Universität Belgorod, Belgorod 1995; 2. „Die Pädagogik Maria Montessoris im gegenwärti-gen Bildungsprozess“ (russisch), hrsg. vom Bildungsministerium der Russischen Föderation und der Staatlichen Pädagogischen Universität Belgorod, Belgorod 1999; 3. „Maria Montessoris Idee einer ‚Kosmischen Erziehung‘ und der Bildungsprozess im 21. Jahrhundert“ (russisch), hrsg. von N. Tarassenko, Belgorod 2007.

 

Holtstiege, Hildegard/ Ludwig, Harald: Montessori-Pädagogik in Russland macht Fortschritte, in: Montessori 34 (1996), H. 2, S. 61-64

 

Tarassenko, Nadeshda: Maria Montessoris Pädagogik als Mittel, allgemein menschlichen humanistischen Idealen zu dienen, in: Montessori 40 (2002), H. 1 (Sonderheft zum 75. Geburtstag von Hildegard Holtstiege), S. 25-27

Kontakte

Frau Prof. Dr. Nadeshda Tarassenko, Montessori-Centre, Belgorod State University, ul. Pobedy 85, 308015 Belgorod, Russische Föderation, Fax: 007-4722-341692; E-Mail: Tarassenko@bsu.edu.ru

 

Dr. Andrej Dorofeev, Assistenzprofessor, Belgorod State Agricultural Academy, 1 Vavilov St., Maisky, RU-308503 Belgorod Region, Russische Föderation, E-Mail: interdaf@mail.ru

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