Japan

Bereits seit vielen Jahrzehnten besteht eine enge Zusammenarbeit Münsteraner Montessori-Pädagogen mit Japan. So haben Erziehungswissenschaftler der Universität Münster in den 70er und 80er Jahren wesentlich zur Neubelebung der Montessori-Pädagogik in Japan beigetragen. Einige Schriften Münsteraner Montessori-Experten wurden ins Japanische übersetzt. Prof. Yasuda (Hiroshi-ma) übertrug bereits 1964 ein Werk von Prof. Oswald zur Anthropologie Maria Montessoris ins Japanische. Schriften Maria Montessoris, die von den Münstera-ner Professoren Oswald und Schulz-Benesch in Deutschland herausgegeben worden waren, wurden von verschiedenen Kollegen auf Japanisch ediert, z. B. von Prof. Sakamoto (1971), von Prof. Orasawada (1974), von Prof. Hirano (Sophia-Universität, 1974), von Prof. Luhmer (Sophia-Universität, 1982). Prof. Paul Oswald hielt auch Vorträge in Japan, z. B. 1971 in Hiroshima, und half bei der Organisation von Ausbildungskursen in der Montessori-Pädagogik, die seit 25 Jahren vor allem an der Sophia-Universität in Tokio durchgeführt wurden. Prof. Hirano verbrachte einen einjährigen Forschungsaufenthalt an der Univer-sität Münster.[1]

 

Zu den Verbindungen von G. Schulz-Benesch mit Japan schreibt Hildegard Holtstiege in ihrem Beitrag[2]:

„Zusammen mit Prof. Oswald begann Prof. Schulz-Benesch im Jahre 1971 über ein Montessori-Ausbildungsprojekt die Kooperation mit japanischen Montes-sori-Pädagogen. Aus der Zusammenarbeit gingen Übersetzungen von Montes-soris Schriften ins Japanische hervor. Im Jahre 1983 besuchte eine 25köpfige japanische Besuchergruppe die Montessori-Pädagogen der Universität Münster. Im Rahmen einer „Japanischen Woche“ der Stadt Münster vom 27.6. – 5.7.1987 folgte eine Ausstellung zur Geschichte der deutsch-japanischen Kooperation auf dem Gebiet der Montessori-Pädagogik im Vorraum des Lesesaals der Universitätsbibliothek Münster. Über diese Geschichte der Zusammenarbeit mit japanischen Kollegen findet sich ein Beitrag im Montessori-Werkbrief (1987), H. 4, der von den Münsteraner Montessori-Pädagogen erstellt wurde.“[3]

 

Diese Verbindungen, insbesondere zur renommierten Sophia-Universität in Tokio, sind seit dem Münster-Besuch von Prof. Klaus Luhmer SJ (Sophia Universität), dem 2011 verstorbenen langjährigen Präsidenten der Japanischen Montessori-Gesellschaft, und Frau Prof. Dr. Masako Ejima (Kanto Gakuen Universität), Schriftleiterin der japanischen Zeitschrift „Montessori Education“, im Jahr 1998 wieder neu belebt worden.

Im Frühjahr 2001 verbrachte Prof. Dr. Ludwig, unterstützt von seiner Ehefrau Christa, einen mehrwöchigen Studien- und Vortragsaufenthalt an der Sophia-Universität in Tokio und anderen japanischen Universitäten mit Schwerpunkten im Bereich der Reformpädagogik und der Montessori-Pädagogik und informierte sich über die Umsetzung reformpädagogischer Konzepte in die Praxis des japanischen Bildungswesens.

 

Dazu gehörte auch ein Besuch des Montessori-Kinderhauses in Kyoto, das unter der Leitung von Frau Keiko Shinohara Akabane steht. Diese hatte in den 1960er und 1970er Jahren die Montessori-Pädagogik in Köln und Münster – dort vor allem durch Prof. Oswald – kennengelernt und gilt als Pionierin der Montessori-Pädagogik in Japan. Frau Akabane führt in Kyoto auch ein 1973 gegründetes Montessori-Ausbildungszentrum. Bei der Feier von dessen 30jähri-gem Jubiläum (2003) hielt Prof. Ludwig dort den Festvortrag über die Friedens-pädagogik Maria Montessoris.[4]

 

Frau Shinohara Akabane besuchte zuletzt im Herbst 2001 das Münstera-ner Montessori-Zentrum und nahm in den folgenden Jahren wiederholt an den vom Montessori-Zentrum der Universität Münster mitvorbereiteten Jahrestagungen der Montessori-Vereinigung in Bensberg teil. Mehrere Jahre arbeitete auch ihre Nichte Mieko Hasegawa, geb. Negishi, aus Kyoto in einem Montessori-Kinderhaus in Deutschland und erwarb hier das nationale Montessori-Diplom. Mehrfach besuchte sie das Montessori-Zentrum der Universität Münster. Frau Hasegawa arbeitet heute im Kinderhaus ihrer Tante in Kyoto.

 

Ein einwöchigen Forschungs- und Vortragsaufenthalt von Prof. Ludwig fand im Sommer 2003 auf Einladung der japanischen Partner statt. Es gab wissenschaftlichen Gedankenaustausch und Vorträge zur Friedenserziehung Montessoris am Montessori-Ausbildungszentrum in Kyoto und an der Fuji Women's University in Sapporo auf der Nordinsel Hokkaido.

 

Im Jahr 2008/2009 verbrachte Prof. Hiroyuki Sakuma von der Tamagawa Universität in Tokio einen einjährigen Forschungsaufenthalt am Montessori-Zentrum der WWU und widmete sich im reformpädagogischen Forschungsraum vor allem Studien zur Pädagogik Peter Petersens, wozu das dortige Petersen-Archiv eine gute Grundlage bildet.

Montessori in Münster und Japan

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Montessori-Pädagogik und Reformpädagogik im Land der aufgehenden Sonne

Montessori-Pädagogik und Reformpädagogik
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Literatur

[1] Vgl. dazu Holtstiege, H./ Oswald, P./ Schulz-Benesch, G. 1987; Ejima 1989; Luhmer 2005.

[2] Holtstiege 1998, S. 154f.

[3] Siehe Holtstiege/ Oswald/ Schulz-Benesch 1987.

[4] Vgl. Ludwig 2003/2007.

 

Holtstiege, H./ Oswald, P./ Schulz-Benesch, G.: Der Beitrag zur Neubelebung der Montessori-Pädagogik in Japan durch Erziehungswissenschaftler der West-fälischen Wilhelms-Universität Münster, in: Montessori-Werkbrief 25 (1987), S. 153-158

 

Ejima, Masako: Die Montessori-Rezeption in Japan, in: Montessori-Werkbrief 27 (1989), S. 62-69

 

Luhmer, Klaus: Montessori-Pädagogik in Japan, Das Kind 28/2000, S. 50-53

 

Shinohara-Akabane, Keiko: Begegnung mit der Montessori-Pädagogik, in: Ludwig, H./ Fischer, Ch./ Fischer, R. (Hrsg.) 2002, S. 87-91

 

Luhmer, Klaus: Montessori-Bewegung in Japan – Deutsche Impulse, in: Fischer, R. / Heitkämper, P. (Hrsg.) 2005, S. 232-240

Anschriften

Prof. Dr. Masako Ejima, E-Mail: ejima@shoken-gakuen.ac.jp

 

Ms Keiko Shinohara-Akabane, 17 Mukaigahara-cho, Fukakusa, Fushimi-ku, Kyoto 612-0817, Japan

 

Mieko Hasegawa (geb. Negishi), E-Mail: miekocafe@msn.com

 

Prof. Hiroyuki Sakuma, Tamagawa Gakuen, Department of Education, 6-1-1 Tamagawa Gakuen, Machida, Tokyo 194-8610 Japan, E-Mail: sakhiro@ edu.tamagawa.ac.jp

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