Dissertationen am Montessori-Zentrum 2006

Im Jahr 2006 sind im Kontext des Montessori-Zentrums der Universität Münster drei Promotionsverfahren erfolgreich abgeschlossen worden. Dabei lagen folgende Dissertationen zugrunde:

 

Wang, Chiu-Ping: Reformpädagogische Bewegung und Alternativschulen auf Taiwan — Eine pädagogische Untersuchung von 1949 bis 2005 unter besonderer Berücksichtigung von zehn Alternativschulen“, Münster 2005.

 

Die aus Taiwan stammende die an der Universität Münster studiert und im Rahmen der Lehrangebote des Schwerpunktbereichs „Reformpädagogik/ Montessori-Pädagogik“ von Prof. Ludwig mitgearbeitet hat, analysiert in ihrer Dissertation die reformpädagogischen Bestrebungen ihres Heimatlandes und zieht Vergleiche mit europäischen Reformansätzen. Sie wertet dabei eine Fülle schriftlicher Dokumente aus, ergänzt aber ihre literarischen Recherchen insbesondere für die zehn Alternativschulen auch durch eigene Studien an diesen Schulen und Interviews mit den verantwortlichen Pädagogen. Unter den analysierten Alternativschulen befinden sich eine Montessori-Schule und eine Waldorfschule. Die Untersuchung vermittelt interessante Einblicke und Erkenntnisse über die Schulentwicklung in einem in Deutschland wenig beachteten sich zunehmend demokratisierenden Land Asiens. Eine Buchveröffentlichung in der von Prof. Ludwig herausgegebenen Reihe „Impulse der Reformpädagogik“ ist vorgesehen.

 

Grindel, Esther: Lernprozesse hochbegabter Kinder in der Freiarbeit der Montessori-Pädagogik — Eine empirische Analyse auf der Basis von Einzelfallstudien in Montessori-Grundschulen“, Münster 2005.

 

Die Förderung hochgegabter Kinder und Jugendlicher ist bereits seit Mitte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts ein zentrales Forschungsthema im Kontext des Montessori-Zentrums. In diese Zeit reichen die Kontakte mit dem weltbekannten Begabungsforscher Prof. Dr. Franz Mönks von der Universität Nijmegen (Niederlande) zurück, der bereits 1997 bei einer der individuellen Förderung gewidmeten Montessori-Tagung den Hauptvortrag hielt. In dieser Zeit hat auch die vorliegende Dissertation von Esther Grindel, erfolgreiche Absolventin eines Montessori-Diplomkurses und viele Jahre Mitarbeiterin am Montessori-Zentrum, ihre ersten Wurzeln. Die Untersuchung setzt sich in einer qualitativ-empirischen Vorgehensweise mit der Fragestellung auseinander, inwiefern und unter welchen Bedingungen die für die Montessori-Pädagogik charakteristische Lernform der Freiarbeit hochbegabten Grundschulkindern ein ihren individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen entsprechendes schulisches Lernen ermöglicht. Anhand von vier deskriptiven Fallstudien hochbegabter Schüler(innen), die Montessori-Grundschulen besuchen, werden in einer vergleichenden Analyse typische Strukturen des Lernens Hochbegabter in der Montessori-Freiarbeit ermittelt. Die Ergebnisse der Untersuchung, die im Horizont des aktuellen Erkenntnisstandes der Begabtenforschung erörtert werden, sind sowohl für die Montessori-Schulen als auch für die Förderung an Regelschulen von hohem Interesse. Eine Veröffentlichung der Arbeit in der Schriftenreihe „Impulse der Reformpädagogik“ ist in Vorbereitung.

 

Hanewinkel, Nicole: Handlungsorientiertes Lernen mit dem Bruchrechenmaterial Maria Montessoris — Eine Analyse von Arbeitsweisen und mathematischen Verstehensprozessen bei Grundschulkindern, Münster 2006.

 

Zu den Forschungsgebieten des Montessori-Zentrums gehört seit langem die interdisziplinäre Kooperation mit Fachdidaktiken verschiedener Lernbereiche. Zu den Lernfeldern „Sachunterricht“ und „Musikerziehung“ liegen bereits Buchveröffentlichungen einschlägiger Dissertationen von Walburga Henry (2001, Erstbetreuung durch Frau Prof. Dr. Kornelia Möller) und Hildegard Hosterbach (2005, Zweitbetreuung durch Frau Prof. Dr. Ursula Ditzig-Engelhardt) vor. Die Dissertation von Nicole Hanewinkel, Absolventin eines Montessori-Zertifikatskurses für Sekundarschulen und langjährige Mitarbeiterin am Montessori-Zentrum, befasst sich am Beispiel des Bruchrechenmaterials Montessoris mit Möglichkeiten handlungsorientierten mathematischen Lernens im Horizont der aktuellen Fachdidakdaktik (Zweitbetreuung durch Prof. Dr. Martin Stein).

 

Das Forschungsinteresse von Nicole Hanewinkel gilt nicht primär der für die Montessori-Pädagogik charakteristischen Lernform der freien Arbeit und ihren mathematikdidaktischen Möglichkeiten. Vielmehr hat sie das Ziel, „einen Einblick in den Mikrokosmos sich ereignender Lehr- und Lernprozesse im Umgang mit dem Bruchrechenmaterial zu gewinnen und darzustellen“. Dazu bedient sie sich der Methoden interpretativer Unterrichtsforschung, die sie als Teilbereich der nicht quantitativ arbeitenden empirischen Forschung versteht, wie sie auch in der mathematikdidaktischen Forschung angewandt werden. Maßgeblicher Grund für ihre Entscheidung ist die Prämisse, dass sie „die Arbeit der beobachteten Kinder mit dem Montessori-Bruchrechenmaterial … als einen Vorgang der individuellen Sinnkonstitution“ betrachtet, der nur mit auf das Verstehen gerichteten Methoden angemessen erschlossen werden kann. Zugrunde liegen sorgfältig erhobene und mit Hilfe von Videokamera und Audiogerät sowie schriftlichen Aufzeichnungen dokumentierte und akribisch analysierte Beobachtungen von Kindern im Umgang mit dem Montessori-Bruchrechenmaterial.

 

Leitfragen der Untersuchung sind: „1. Welche Bruchvorstellungen lassen sich aus den gewonnenen Daten rekonstruieren? 2. Wie gehen die beobachteten Kinder innerhalb der herangezogenen Szenen mit dem Bruchrechenmaterial Maria Montessoris um und welche Schlüsse ergeben sich daraus? 3. Welche Einblicke zeichnen sich hinsichtlich der der Montessori-Pädagogik zugrunde liegenden Grundidee ab, dass durch den aktiven, handelnden Umgang mit dem Material sowie durch (planvolle) Hilfestellungen und Anweisungen des Lehrers spezifische mathematische Beziehungen und Bedeutungen vom Kind abgeleitet bzw. herausgebildet werden können?“.

 

Die gewonnenen Erkenntnisse der Untersuchung sind sowohl für die Mathematikdidaktik als auch für eine kritisch-konstruktive Weiterentwicklung der Montessori-Pädagogik von hohem Interesse. Auch für diese Untersuchung ist eine Veröffentlichung in der Reihe „Impulse der Reformpädagogik“ vorgesehen.

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