"Hilf mir, es selbst zu tun" - die Montessori-Methode in den Niederlanden

Produktion

Stichting Nederlandse Onderwijs Film

Deutsche Fassung im Auftrag des FWU

Herstellungsjahr: 1968

Dauer

29 Minuten

Hergestellt unter der Schirmherrschaft des Europarates, darf dieser schwarz-weiß Film älteren Datums als besondere Rarität unter den Beiträgen zur Montessori-Pädagogik gelten. Die Bild- und Tonqualität der in manchen Filmbildstellen noch erhältlichen Kopien ist in der Regel schlecht. Jedoch hält der Film, was der Kommentator eingangs verspricht — einen umfassenden Einblick in die Erziehungsmethoden zu geben, die Montessori für den Vorschul- und Grundschulbereich entwickelte.

 

Gleich zu Beginn wird konstatiert, daß sich Montessoris Ansichten und Prinzipien trotz zahlreicher kritischer Angriffe und Widerstände heute durchgesetzt haben und daß die allgemeine pädagogische Praxis der Gegenwart der Arbeit Montessoris entscheidende Impulse verdankt.

 

Zunächst weist der Film anhand anschaulicher Bilder über die Arbeit junger Kinder (Gewichtsbretter, Geräuschdosen, Glocken, Konstruktive Dreiecke, Bauernhof etc.) darauf hin, wie bedeutsam die Möglichkeit des freien und selbsttätigen Handelns für das Zustandekommen intensiver Konzentrationsvorgänge und ganzheitlicher Bildungsprozesse ist. Deutlich werden in diesen Filmszenen wesentliche Aufgaben des Montessori-Erziehers wie exakte Beobachtung, individuelle Förderung sowie das Erteilen anregender Einführungslektionen herausgearbeitet. Wichtig erscheint zudem die durch entsprechende Bilder unterstützte Feststellung, daß die Montessori-Pädagogik trotz gegenteiliger Vorurteile keineswegs die freie Entfaltung des kindlichen Ausdrucks durch schöpferisches Tun behindert.

 

Die folgenden Szenen beleuchten die Freiarbeit in einer niederländischen Montessori-Grundschule (Basisschool) und zeigen die Arbeit in jahrgangsgemischten Lerngruppen (Klassen 1-3 bzw. 4-6). Da der Film nicht vollständig synchronisiert ist, lassen sich die Gespräche zwischen Lehrerin und Kindern leider kaum verfolgen. Weiter ist zu berücksichtigen, daß, z.T.aufgrund von Übersetzungsfehlern, nicht alle Materialbezeichnungen im Film mit den heute üblichen Begriffen übereinstimmen: So wird etwa von "Divisionsrahmen" (große Division), "Zahlrahmen" (Rechenrahmen) oder Grammatikkästen (Sprachkästen) gesprochen.

 

In den oberen Grundschulklassen, im Film als Sekundarstufe bezeichnet, liegt ein Arbeitsschwerpunkt auf den Fächern Biologie und Geschichte. Der Sprecher führt aus, daß der Biologie in der Montessori-Pädagogik eine besondere Rolle zukommt: Beobachtungen und Entdeckungen der Kinder stehen dabei am Anfang von Lernprozessen. Diese Erfahrungen werden aufgenommen und im Unterricht vertiefend bearbeitet. In dieser Hinsicht wird die Bedeutung der Tier- und Pflanzenpflege in Montessori-Schulen besonders betont. Am gemeinsamen Bau des Modells eines prähistorischen Hügelgrabes wird erläutert, daß in den oberen Klassen der Gruppenarbeit, dem Unterrichtsgespräch sowie Lehrer-Vortrag und Demonstration (hier: das Präparieren und Schreiben mit einer Vogelfeder) ein erhöhter Stellenwert zukommt.

 

Somit macht der Film, dies darf als sein besonderes Verdienst gelten, auf die vielseitigen Realisierungsformen freier und selbsttätiger Arbeit im Sinne Montessoris aufmerksam. Ungeachtet seines Alters ist er dabei aussagekräftig und aktuell. Von besonderem Gewicht ist die Tatsache, daß auch Unterrichtsformen wie Gruppenarbeit oder Lehrervortrag als wichtige Arbeitsweisen einer Montessori-Schule präsentiert werden. Der Beitrag wird durch den Hinweis auf die fundamentale Bedeutung einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Lehrer und Schüler abgerundet, welche die entscheidende Grundlage für eine freie und gesunde Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen bildet.

 

(Michael Klein-Landeck)

 

Literatur

Kelpin, Fred: Montessori-Erziehung in den Niederlanden, in: Ludwig, Harald (Hrsg.): Montessori-Pädagogik in der Diskussion. Aktuelle Forschungen und internationale Entwicklungen, Freiburg 1999, S.326-343

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